Ganz langsam passiert hier noch etwas...
Hat es noch etwas mit der Schwebebahn zu tun? JA! – ganz eindeutig, dieser Nebenschauplatz hat mich nämlich mit der Stereolithografie vertraut gemacht, und das war durchaus hilfreich!
Worum geht es hier?
Vordergründig geht es um eine lokale Eisenbahngesellschaft, die vor rund dreißig Jahren in eine andere aufgegangen ist. Die Köln-Bonner-Eisenbahnen AG (KBE) war laut Wikipedia zeitweilig die verkehrsreichste nichtstaatliche Eisenbahn in Deutschland.
Sie verband die beiden Städte, die ihr ihren Namen gaben, unter anderem als so genannte Vorgebirgsbahn in einer Geschwindigkeit, die auch heute noch durchaus beachtenswert ist, doch alleine die geläufige Verballhornung ihres Kürzels zu
K-ommt B-estimmt E-inmal
deutet die strukturellen Probleme an, die der Bahn schließlich den Garaus machten: Der ÖPNV war per se nicht mehr sehr beliebt und mit Zügen, die zwar relativ schnell waren, aber nur schlecht beschleunigten, ließ sich in der dichtbevölkerten Peripherie der (damals noch nicht-)Millionenstadt Köln kein eng getaktetes und mit zahlreichen Ausstiegshalten versehenes Straßenbahnsystem betreiben. Als dann noch einige der sowieso nur wenigen Fahrzeuge durch Brände verloren gingen, nahte ein schnelles Ende der Gesellschaft.
Heute fährt auf einem großen Teil des KBE-Schienennetzes die KVB (dieser Name steht für die Kölner Verkehrs-Betriebe; die eigentliche Konzernstruktur ist allerdings weitaus komplexer) und hat ein engmaschiges, oft gut funktionierendes Taktnetz etablieren können. Die aktuellen Züge haben mehr Türen, sind sprintstärker, gewissermaßen demokratischer (die KBE hatte sich nämlich eine Erste Klasse geleistet!) und stammen aus Baukästen, deren Wurzeln bis nach Québec reichen – mehr als ein bisschen ist die Individualität auf der Strecke geblieben.
Von den Doppeltriebwagen der Bauart Bo’2’ el aus den 1950'er-Jahren, den einstigen Brot-und-Butter-Fahrzeugen, ist heute noch genau ein Exemplar (der ET 57a bzw. ET 57b) übrig geblieben und wird von einer Privatperson restauriert, gepflegt, als Denkmal betrieben – und mit Spendengeldern am Leben erhalten (ja! – das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl; suchen Sie doch einfach mal nach einem Verein mit dem Namen ET 57 eV , auch wenn wir zu ihm keinerlei Bezug haben!).
Als sie weg waren, habe ich gemerkt, wie sehr mir die Fossile am Herz liegen und so versuche ich seit einigen Wochen, zumindest ein Modell wieder auf die H0-Gleise zu bringen.
Die Stereolithografie
Seit den Tagen mit dem Schwebebahn-Projekt fühle ich mich ein bisschen sicherer am Zeichenbrett, aber hätte ich geahnt, wie viele schmückende Radien die Konstrukteure der Jahrhundertmitte in ihr Werk haben einfließen lassen, wäre ich zurückhaltender gewesen!
Als die Zeichnung endlich Gestalt angenommen hatte, stellte sich die Frage des Ausdruckens: Die Modelle der Schwebebahn waren alle bei einer Fremdfirma gedruckt und im Falle der Gleis- und Trägerbrücken in Hagen abgeformt und in Metall gegossen worden; jetzt sollte es mit weniger Umwegen gehen.
Seit einiger Zeit werden Stereolithografie- (SLA-) Drucker zu einem Preis angeboten, der dem Käufer zwar noch immer die Tränen in die Augen treibt, aber nach dem Plündern des Sparbuchs zumindest erschwinglich ist. Bei dem von mir erstandenen Gerät hat sich der Hersteller außerdem einer alten Drucker-Philosophie bedient und erzwingt per Hardware-Überprüfung die Verwendung eines Harzes aus eigener Produktion! Dieses Harz hat zudem eine nur begrenzte Haltbarkeit: Foren raten zum Verbrauch innerhalb von drei bis vier Monaten!
Im Prinzip läuft der SLA-Druck so ab, dass zu Beginn des Druckvorgangs eine Art „Tisch“ als Objektträger in ein harzgefülltes Becken gesenkt wird. Ein Laser klebt dann, der Entwurfszeichnung folgend, das Harz an den Tisch. Nachdem die gesamte Fläche abgearbeitet wurde, heben sich der Tisch und das darangehängte Objekt um den Bruchteil eines Millimeters und die nächste Lage (der nächste Layer) wird unter den davorliegenden geklebt. Dieses Verfahren erlaubt geniale Druckergebnisse, die Mechanik des Druckers scheint unglaublich präzise, doch ist seine Software zumindest... gewöhnungsbedürftig: der mitgelieferte USB-Stick ließ sich nicht lesen, der alternative Internet-Download funktionierte erst, nachdem ich - neu angemeldet - eine zusätzliche Prozedur durchlaufen hatte, bei der ich beteuern musste, mein soeben gewähltes Passwort vergessen zu haben und umständlich ein weiteres beantragt hatte! Schließlich erlaubt es das Programm bis heute nicht, einen einmal durchgeführten Druckauftrag vor seiner Wiederholung auch nur geringfügig zu verändern, ohne all seine Einstellungen komplett zu verlieren – dennoch entschädigt das Ergebnis für all die Mühen! | |
Nach dem Druck werden die Objekte mit dem mitgelieferten Werkzeug vom Träger gelöst. Die im Bild erkennbaren Sockel kreiert das Programm des Druckers relativ zuverlässig automatisch, mit einiger Erfahrung traut man sich auch, selber Hand anzulegen. Der Sockel allerdings macht einen erheblichen Teil des verbrauchten Materials aus, ein Umstand der nicht unerheblich ist, schließlich kostet der Liter Harz deutlich über 100,-- Euro! Zwar gibt es kleinere Gebinde, die werden jedoch nicht einzeln verkauft. | |
...kurzes Brainstorming......................
Ursprünglich waren die Fahrzeuge der KBE mit Zierleisten versehen, die später demontiert und nur noch per Lackierung angedeutet wurden. Das Lätzchen an der Front stellte selbst im wahren Leben die Lackierer vor eine große Aufgabe: Ausgerechnet der heute noch erhaltene Zug trug nach einer Neulackierung einen deutlichen Knick im Gesicht.
Wenn aber die Lackierung so filigran sein muss – sollte sie der Modellbauer nicht der Maschine überlassen?
Wir lernen: Es geht! Tatsächlich lässt sich jedes Bauteil nach einigem Probieren ausdrucken und lackieren. Dass es ausgerechnet Babyblau geworden ist, ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass der Vorratsschrank keine andere Farbe liefern mochte... Ein kleines Video weiter unten thematisiert jedoch noch einmal die wirkliche Machbarkeit dieses Verfahrens; wer hingegen hier rechts noch einmal genau hinschaut, sieht rechts neben dem Führerstand den Stirnreif, dem trotz aller Vorsicht ein Teil fehlt... |
Nebenstehend ein paar Versuche, den Führerstand nachzubilden. | |
Funktioniert das wirklich? Ja, aber..: einige der Bauteile sind weniger als einen Millimeter stark! Das geht tatsächlich, aber an den Teilen haften die Reste der Füßchen, die beim Drucken das Objekt auf dem Objektträger halten. Diese Reste zu entfernen ist bei aller Vorsicht alles andere als Einfach, und so habe ich bei meiner Arbeit rund die Hälfte aller Leisten schlichtweg zerbrochen. Die kommenden Tage (Stand: 6. Mai 2020) werden zeigen, ob es sich nicht auch noch anders realisieren lässt! |